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War es im vergangenen Jahr schwierig, noch Luft zu finden zwischen Wagner-Torten, Festakten, Kunst und Kitsch, ist es zum 201. Geburtstag verdammt ruhig geworden um Leipzigs großen Richard. Doch Universitätsmusikdirektor David Timm und die Richard Wagner Gesellschaft 2013 begehen auch den unrunde Geburtstag traditionsgemäß mit einem Festkonzert, am Donnerstagabend in der evangelisch-reformierten Kirche.


"Tannhäuser" steht im Mittelpunkt des Abends - Ouvertüre und dritter Akt der 1845 entstandenen Urfassung. Die einen Kontrast erfahren durch Wagners "Faust"-Ouvertüre und jene zu "Ruy Blas" aus der Feder Felix Mendelssohn Bartholdys. Sensibel macht Timm mit dem Mendelssohnorchester Parallelen und Gegensätze zwischen den nahezu zeitgleich entstandenen Werken deutlich. Doch Zauberei betreibt der Dirigent mit dem dritten Tannhäuser-Akt. Satt und ausgewogen klingt das Orchester. Brillantes Blech. Überragende Streicher. Kraftvoll brausen die Klangwogen durch den eher intimen Raum.

Die Choraufstellung - die Männer vorn auf der Empore, die Frauen hinten im Hauptschiff - bewirkt eine Art Surround-Sound. So werden Leipziger Universitätschor und Männerchor Leipzig-Nord in diesem Akt zur Entdeckung. Das ginge auf der Opernbühne eben nicht.
Und David Timm präsentiert drei Solisten, die mit herausragenden Interpretationen eine Marke in der Wagnerstadt setzen. Uwe Schenker-Primus vom Deutschen Nationaltheater Weimar gestaltet den Wolfram vielschichtig und souverän, so stimmgewaltig wie sensibel.

Albrecht Kludszuweit ist einer jener Wagnertenöre, die mit fast metallischer Höhe punkten, mit klarer Linie und Stimmkultur. Die Stimmbeherrschung der dramatischen Sopranistin Sabine Paßow als Elisabeth zeigt, wie schlank man eine riesige und von der Natur eher mit großem Vibrato gesegnete Stimme führen kann. Dass dies obendrein zum Festival der Textverständlichkeit gerät, ist in schönes Geschenk für den Vater des Musikdramas zu dessen 201.