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Weihnachten ist ein Fest der Tradition. Und an der kommt auch David Timm, Leipzigs Universitätsmusikdirektor, nicht vorbei: Zum Fest gehört eben das einschlägige Oratorium Johann Sebastian Bachs, und in der Peterskirche standen am Dienstagabend die Kantaten vier bis sechs auf dem akademischen Spielplan.


Dieses Weihnachtsoratorium ist der letzte Auftritt und zugleich krönender Abschluss eines ereignisreichen Jahres: Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 600. Geburtstag der Universität gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche Konzerte. Allein im Dezember standen die rund 100 Sänger und Sängerinnen sechsmal auf der Bühne - und das mitten im Semester.


Gemeinsam mit dem Pauliner Barockensemble und vier erfahrenen Solisten gestalten Timm und sein Chor einen besinnlichen Abend kurz vor dem Fest. Schon der Eingangschoral des Unichors gerät vielversprechend: Alt, Tenor und Bass stehen dem überaus starken, glockenklaren Sopran in nichts nach, und Timm versteht es, mit seinem federnden, elastischen Dirigat auch das Publikum zu elektrisieren. Die britische Sopranistin Bethany Seymour trägt ihre Arien mit leicht und mädchenhaft geführter Stimme vor und wird in der vierten Kantate von einem wunderbar klangschönen Echo aus dem Chor unterstützt.

Altistin Klaudia Zeiner, Mitglied des MDR-Rundfunkchores, hat in der zweiten Hälfte des Weihnachtsoratoriums wenig zu tun. In ihren Rezitativen aber kann sie mit warmem und vollem Timbre brillieren, auch wenn sie vielleicht eine Spur zu stark vibriert. Tenor Tobias Hunger besticht mit frischen, klaren Tönen und gestaltet seine Evangelisten-Rezitative mit vorbildlicher Artikulation. Bisweilen allerdings klingt seine Höhe etwas gepresst.

Einzig Bassist Wolf Matthias Friedrich vergeudet seine kraftvolle Stimme an opernhafte Gestik und Mimik, statt sich auf die Schönheit von Bachs Linien und die Klarheit der Texte zu konzentrieren - was das Publikum mit eher verhaltenem Applaus erwidert.
Die Sympathien gelten zu Recht dem Chor und David Timm, die es an einem kalten Abend in der Bach-Stadt Leipzig schaffen, ein wenig Wärme in die Herzen der Zuschauer zu musizieren.