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Natürlich ist die Peterskirche am Dienstagabend proppenvoll wie immer bei einem Konzert mit dem Leipziger Universitätschor unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor David Timm. Natürlich entlädt sich nicht enden wollender, begeisterter Schlussapplaus, natürlich gab es zuvor ein beeindruckendes Konzert. Also alles wie immer? Ja, natürlich, und doch ist diese Aufführung von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion BWV 245 einzigartig und einmalig schön.


Bach liefert in seiner zweistündigen Musik zur Leidensgeschichte Jesu nach Johannes die Vorlage für einen Gottessohn mit allem Heldenmut im Wissen um die Weissagungen. So stattet Tobias Berndt seine Christus-Partie mit einem machtvollen und dabei immer warmen Bass aus, so dass man Jesus den Platz zur Rechten Gottes schon allein deswegen zugestehen möchte. Bassist Friedemann Klos dagegen beeindruckt mit sanfter und geschmeidiger Stimme in den Arien.


Martin Petzold ist wieder einmal erste Wahl für die Besetzung des Evangelistenparts. Denn sein weicher Tenor weiß mit runden Höhen und angelegentlicher Dringlichkeit das Geschehen zu erzählen, zu deklamieren, zu illustrieren. Die Arie „Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken“ gerät im wundervollen Zusammenspiel mit den beiden Violen d’amore zum beseelenden Moment.


Zu solch beseelenden Momenten werden auch die Arien der Altistin Klaudia Zeiner und der Sopranistin Anastasiya Peretyahina. Während Zeiner mit warmem, dunkel gefärbtem Timbre in der Arie „Es ist vollbracht“ mit der Viola da gamba anrührend auf einer Linie schwebt und mit ihrem Pianissimo die Stille zum Klingen bringt, ist es Peretyahinas strahlend schöner Sopran, der Inbrunst mit Leichtigkeit verbindet und sich mit den zarten Traversflöten zur Vollendung vereint.


Dabei ist das Pauliner Barockensemble noch mehr als ebenbürtiger Arien-Partner: Unter Timms Schlag, der die schwierige Akustik der Peterskirche wohltuend auslotet, musiziert das Orchester beseelt, fein und nuanciert. So gibt es schließlich für sie alle reichlich Beifall. Den meisten Applaus heimst aber wohlverdient der Unichor ein: Beeindruckend haben die Choristen den Eingangs- und Schlusschor gestaltet, vehementen Aufruhr in den Volksszenen mit ausgezeichneter Artikulation ebenso angezettelt wie ehrfurchtsvolle Ergriffenheit in den dynamisch ausgefeilten Chorälen erschaffen.