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Duruflés Requiem und Strauss' Vier letzte Lieder standen am Totensonntag in der Peterskirche auf dem Programm des beeindruckenden Konzerts der Leipziger Universitätsmusik mit Unichor, Mendelssohnorchester und Solisten unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor David Timm.


[...] Die modalen Linien, den geschmeidigen Fluss der Gregorianik vereint Duruflé mit den Farben und Reflexen der Impressionisten zu einer unwirklichen Schönheit, die sich fügt ins Unausweichliche, mit nur wenigen trotzigen Ausbrüchen da weitermacht, wo Fauré 1887 aufhörte. Transparent ist diese Musik, obwohl sie die dunklen, die fahlen Farben auch in der Orchesterversion bevorzugt. Und auf diese Transparenz richtet David Timm in der gut gefüllten Peterskirche den Fokus.


Zärtlich lässt er die Bögen im Chor, die Figurationen im Orchester sich umschlingen, das auf den ersten Blick recht komplex gestrickte Metrum selbst sich auflösen in selbstverständlichem Fluss. Timm setzt ganz auf die jugendliche Offenheit seines Universitätschors. Die Soprane klingen beinahe so weiß wie ein Knabenchor, künden schon in den Vokalisen des Introït von einer besseren Welt, als der unseren. Nichts Oberflächliches haftet so diesem heikel koloristischen "â" an, nichts Effektheischendes, gar Kitschiges. Hier fährt die Musik fort, wo Sprache versagt. Wunderbar. Diese Schönheit spiegelt sich wider im sanft entrückten "In Paradisum", und dazwischen findet der Chor, der weit hinauswächst über das Niveau eines Laienensembles, immer neue Pastelltöne. Dem steht das Mendelssohnorchester kaum nach. Mehr jedenfalls ist von einer Capella telefonica nicht zu erhoffen.


Im Domine Jesu Christe bittet der eingesprungene Felix Plock mit natürlicher Autorität darum, die Seelen der Abgeschiedenen von den Strafen der Hölle zu befreien. Im "Pie Jesu" fleht Carolin Masur um ewige Ruhe. Als gewaltige dynamische Bogenform legt die Mezzosopranistin diesen traumschönen Satz an, aus dem Nichts kommend, ins Nichts zurückkehrend und dazwischen in einem einzigen Bogen alle Möglichkeiten ihrer grandios geraden, satt leuchtenden Stimme ausschöpfend. All das raubt dem Publikum den Atem. Und dass sich zunächst niemand zu klatschen getraut, geht als großes Kompliment durch.