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Jetzt wirkt Bräutigams spröde Moderne, der sich die von David Timm auf die Empore gesetzte Gruppe um Daniel Beilschmidt an der Orgel widmet, formal fast ebenso klar strukturiert wie die Sätze Bachs, die von immer längeren Rezitativen mit reizvollen Percussions-Klängen unterbrochen werden. Für den neuen Teil springt Maria Küstner am Pult anstelle des erkrankten Ex-Thomaskantors Georg Christoph Biller ein und erzeugt Reibungswärme an den Kontaktflächen zwischen Bach und wohltemperierter Moderne. Es sind spannende zweieinhalb Stunden, weil Timm die Markuspassion als sein persönliches Anliegen zur Leipziger Bachpflege auf die Trauerode zum Tod der Kurfürstin Eberhardine, der Witwe Augusts des Starken, folgen lässt. Verschwistert sind beide Werke, weil der Thomaskantor Bach einige Musiknummern in beiden Partituren verarbeitete.

Das Paulinerorchester mit Originalinstrumenten ist ein überzeugender Anwalt dieser Partituren, und der außerordentlich gut illuminierte neue Konzertort setzt frei, was im Halbdunkel der Peterskirche unbemerkt blieb. Im Paulinum zeigt sich, dass der hervorragend akzentuierende, energetisch taktgenaue Universitätschor auf höherem Spannungsniveau agiert als das häufiger als nötig entspannt wirkende Barockensemble. [...]