Zwei Kantaten von Johann Sebastian Bach stehen unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor David Timm zuerst auf dem Programm, begleitet vom Pauliner Barock-Ensemble. Den überwiegend jungen Musikern, Chorsängern und Solisten gelingt es, den religösen Charakter der geistlichen Werke zu zelebrieren und gleichzeitig mit frischer Energie verstaubt-konservatives Pathos zu vermeiden. Meditativ-getragene Passagen wechseln mit festlich-jubilierenden, immer voll- und wohltönend, und so überzeugt bereits der erste Teil des Konzertes. [...]
Die Jazzmesse wird zum Höhepunkt des Abends, wobei David Timm in dreifacher Funktion auftritt: als Komponist, Dirigent und Begleiter auf dem Keyboard. War der drahtige Musiker schon ein leidenschaftlicher Leiter, so sprüht er nun vollends vor Begeisterung, und motiviert damit Chor und Musiker zu mitreißendem Engagement. Das moderne Werk, basierend auf dem alten lateinischen Text, überzeugt durch Vielfalt, Dramatik und Lebendigkeit. Mit spannungsvollen Effekten sowie ständig wechselnden Musikstilen und Interpretationen überrascht der Komponist die Zuhörer ständig aufs Neue.
So gibt es rockig-fetzige Passagen ebenso wie swingend-soulige und innig-lyrische. Anrührende a-capella-Einsätze wechseln mit jazzigen Instrumenten-Soli, der Komponist nutzt das bewusste Spiel mit der Dissonanz ebenso wie mit Wohlklang. Immer wieder erzeugt der Chor, angelehnt an gregorianische Gesänge, eine meditativ-spirituelle Atmosphäre, gipfelnd im zwölfstimmigen Chorsatz, dann geht es mittels Samba-Rhythmen tänzerisch-mitreißend zu. Verjazzte Walzer-Klänge sind ebenso zu hören wie die sich wiederholende Hommage an Bach, unter anderem mittels Fugen-Charakter.
Es sind teilweise nur einfache Ideen, die die Faszination des Werkes ausmachen, wie ein paar Tastentöne auf dem Keyboard, das Klatschen der Sänger oder eine Sequenz des hervorragenden Saxofonisten Reiko Brockelt, der mit seinem hingebungsvollen Spiel den Gesamteindruck besonders prägt. Auch Matthias Eichhorn mit dem Kontrabass, Dominik Ehlert am Schlagzeug und Clemens Lucke an der Orgel begleiten profiliert und engagiert.