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[...] Chor und Orchester der Leipziger Universität unter Musikdirektor David Timm musizierten Brittens "War Requiem" am Sonntag mit einer an Grenzen gehenden Bedingungslosigkeit und Ausdrucksintensität, zugleich aber auch einer alles transzendierenden Schönheit und Geistestiefe, einer klanglichen Präzision, die all die Widersprüchlichkeiten wahrhaft in sich vereinte: gellender Aufschrei, Irrsinn des Kriegs, rasender Schmerz, aber eben immer zugleich auch musikalische Vollendung. Wie aus einer anderen Welt herüber, ganz aus der Zeit herausgetreten klangen die A-cappella-Chorstellen im vierfachen Pianissimo. Das "Hosanna" eine alles überstrahlende Klang-Epiphanie mit himmelstürmenden Fanfaren. [...]

David Timm hielt den riesigen, kirchenraumumfassenden Klangkörper mit großer Gestaltungskraft zusammen: minutiös im Detail, immer den Gesamtklang im Ohr. Tiefenscharf der Orchesterklang. auch die Chorsätze rhythmisch exakt, scharf umrissen und prägnant artikuliert. Das "Dies Irae" stockend hervorgestoßen, schließlich in voller Lautstärke ausbrechend, die Kanoneinsätze nach allen Seiten auseinanderfahrend. Ätherisch der vierfach geteilte Frauenchor im "Recordare", lange nachklingend die Schlussakkorde im "Lacrimosa". [...]