Nachricht vom

Ruhig geht Universitätsmusikdirektor David Timm den Eingangschor zur vierten Kantate des Weihnachtsoratoriums an: „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“. Im gemessenen Herzschlag bejubelt sein Unichor das neue Jahr. Die hier als „Pauliner Barockensemble“ firmierende mitteldeutsche Cappella telefonica darmsaitensis tänzelt in feierlicher Gelassenheit. Souverän und sinnlich – auch in den Naturhörnern. Und diese Musizierhaltung prägt am Dienstagabend auch den Rest des traditionellen Weihnachtskonzerts der Leipziger Universitätsmusik in der voll besetzten Peterskirche.
Mächtig hallt er nach, dieser Raum. Was ein Grund sein mag für Timms entspannte Tempowahl. Im Ergebnis tut diese Abkehr von den Exzessen der Vorgängergeneration, die bisweilen Hurtigkeit mit historischer Informiertheit verwechselte, den Kantaten vier bis sechs gut. Denn so blüht in den großen Chören wie in den Chorälen satt der Schönklang auf. Der Ex-Thomaner Timm kennt jede Note, jeden Buchstaben der Partitur. Und diese tiefe Kenntnis überträgt er mit zurückhaltend forderndem Schlag auf seine Musiker. Im Chor wie im Orchester.

Das prunkt mit überwiegend fabelhaften Solisten und warmer Kraft, leidet aber daran, dass das Orgel-Continuo hin und wieder den optischen und/oder akustischen Kontakt zum Rest verliert, für diese Akustik zu viele Töne bemüht, was gerade in den einschlägigen Arien („Erleucht auch“) zu konturlosem Mulm führt. Kaum Einwände an der Solistenfront: Anastasiya Peretyahinas schöner Sopran neigt in den Koloraturen zum Buchstabieren und in der Höhe zur Spitzigkeit, bleibt Bach aber sonst nichts schuldig. Bassist Gun-Wook Lee ist auf den letzte Drücker für den unpässlichen Interims-Thomaskantor Gotthold Schwarz eingesprungen, fügt sich aber mit seiner schlanken, naturbelassenen, sauber geführten Stimme bestens ein. Was auch für den unprätentiösen und beweglichen Tenor Florian Sievers gilt. Ihnen allen wäre indes ein wenig mehr von der unbedingten Überzeugungskraft der exzellenten Susanne Krumbiegel zu wünschen, die jede Silbe in höchster Eindringlichkeit ins Auditorium predigt – ohne dabei mit ihrem erdig satten Alt die Schönheit von Bachs Musik auf dem Altar des Wortes zu opfern.


Ausführlicher Applaus. Und am Ausgang wird gesammelt für die Musikschule Leipzig, damit die möglichst vielen Flüchtlingskindern eine musikalische Ausbildung ermöglichen kann. Ein schönes Zeichen doppelter Solidarität.