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Zwei Seelen wohnen in der Brust von Universitätsmusikdirektor David Timm, wenn es um Verdis "Messa da requiem" geht. Die eine plädiert für epische Gestaltung und sakrale Haltung. [...] Aber natürlich wohnt in Timm auch die Seele eines leidenschaftlichen Musikers, und die brennt am Samstag für die auf der Empore der Thomaskirche besonders schwelgerisch klingenden Affekte.

Vor dem Leipziger Universitätschor, der sich in ganz großer Besetzung und großartiger Verfassung aufstellt, stürzt sich David Timm in das mehrteilige "Dies irae" und widmet in dieser mitreißenden halben Stunde wirklich jeder von Verdis melodisch bezwingenden, hochdramatischen, aber auch vergeistigten Stellen seine volle Aufmerksamkeit. [...]

Im sphärisch gelichteten "Sanctus" bestätigt er die hohe Klangkultur des Universitätschors und liefert mit der kurzfristig eingesprungenen Viktorija Kaminskaite ein abschließendes "Libera me", in dem das lange Sopransolo mit feiner Entrückung gen Äther schwebt wie die Seele Aidas. [...] Das Publikum ist gepackt, verharrt lange nach dem letzten Takt in atemloser Stille und dankt hingerissen mit Applaus.