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Mit Werken von Bach, Schumann und Brahms, hat am Mittwochabend die Leipziger Universitätsmusik in der bestens besuchten Nikolaikirche ihren konzertanten Hauptbeitrag zum Bachfest geleistet. Besser ist die dramaturgische Qualität des diesjährigen Bachfestes kaum zum Klingen zu bringen als mit Brahms' grandioser Motette "Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen", in Wien geschrieben während der Jahre der Reife, umgeben von der zweiten Sinfonie und dem Violinkonzert. Hier wird sie greif- und hörbar, die Beschäftigung des Romantikers mit den Techniken der Alten: Nach Bach modellierte Brahms dieses großformatige a-cappella-Werk, und an ihm vorbeischauend bediente er sich überdies der Satztechniken der noch Älteren, der Niederländer etwa, oder Schützens. Aber nirgends ist diesem herrlichen Chorwerk ein Zopf angewachsen. Denn Brahms pumpt so viel Chromatik zwischen die Linien, so viel Ausdruck - kurzum: so viel Romantik, dass in keinem Moment seine Urheberschaft in Frage steht.


Universitätsmusikdirektor David Timm unterfüttert dies mit seinem kraftvoll beseelten Ansatz: Eng am Text entlang, der aus der Klage Hiobs Hoffnung und Zuversicht entwickelt, gestaltet er die zwischen Vier- und Sechsstimmigkeit oszillierenden Sätze. Von den verzweifelten "Warum"-Rufen des Beginns bis zum schlichten Schlusschoral, dessen Zeilen "Wie Gott mir verheißen hat, der Tod ist mir Schlaf geworden", der Welt so weit entrückt sind, dass die Last all ihrer Unbilden die Seele nicht mehr beschweren.
Warm, voll und homogen klingt hier der Leipziger Universitätschor, der seine schiere und in diesem Fall uneingeschränkt angemessene Größe durch ausgefeilte Choreographien beim Auf- und Abtreten mehrfach kunstvoll dramatisiert. Feinnervig reagieren die Sängerinnen und Sänger auf Timms suggestive Zeichengebung. Die Artikulation ist tadellos, jedoch nie Selbstzweck. Die dynamische Feinarbeit lässt keine Wünsche offen. Ein erfreulich leistungsfähiger Akademiker-, also Laien-Chor und zweifelsohne auf (Werktags-)Festival-Niveau unterwegs.