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Aus der Traum: Das Paulinum, die Aula/Universitätskirche St. Pauli der Uni Leipzig, ist bekanntlich immer noch eine Baustelle, und die geplanten VIII. Universitätsmusiktage wurden abgesagt. Immerhin konnten zwei Konzerte gerettet werden: Die gab es am Dienstag im Rohbau auf dem Campus.


Das Festkonzert am frühen Abend wiederholt mit Bernd Frankes "Memoriam - Tempo e tempi" und Felix Mendelssohn Bartholdys "Lobgesang" das musikalische Programm des Festaktes vom Vormittag. Eine Auftragskomposition der Uni zu ihrem 600-jährigen Bestehen ist Frankes dreiteilig angelegtes Werk für Chor und Orchester auf Texte von Hans-Ulrich Treichel und William Shakespeare. Einen besonderen Bezug zur Alma Mater Lipsiensis erhält es, weil Treichel das Gedicht "Immerdar" extra dafür schrieb.

"Alles hat seine Zeit" deklamiert denn auch der Universitätschor und fokussiert damit das ewige Thema vom Werden und Vergehen. Und doch ist Frankes Komposition so viel mehr, so komplex mit seiner Fragestellung nach Zeit und Tempo, nach fern und nah, so spannend mit flirrenden Bläsern und Streichern, dem die Bühne flankierenden Bratscher und Geiger, dem drängenden Akzelerando des Orchesters zum schwärmerischen Hamlet-Fragment des Chores und damit so nachhaltig beeindruckend. Erst recht mit dem fabelhaften Universitätschor und dem brillianten Mendelssohnorchester Leipzig unter dem sorgsamen Schlag von David Timm.


Bei Mendelssohns Sinfonie-Kantate verstärkt der Opernchor Leipzig die Uni-Choristen, stimmen die Sopranistinnen Julia Kirchner und Katrin Starick sowie Tenor Martin Petzold in den herrlich romantischen "Lobgesang" ein, erntet die opulente Klangpracht hier wie zuvor Frankes Neuling Bravo-Rufe und begeisterten Beifall aus den voll besetzten Stuhlreihen.


Solchen Applaus gibt es auch drei Stunden später, nach dem nächtlichen Jazzkonzert an gleicher Stelle. Jetzt hat Universitätsmusikdirektor Timm das Dirigentenpult gegen einen Sitzplatz am Flügel eingetauscht und zelebriert mit der LeipzigBigBand, dem Pauliner Kammerorchester und dem Vokalensemble tonalrausch Barockmusik von Bach und Händel sowie Jazz beziehungsweise das, was herauskommt, wenn geniale Musiker beides miteinander verweben. Großartig!